Sektor IV

Erläuterungen

Erläuterungen zum Fragenkatalog an die GFAG vom 9. Februar 2021

Auf vereinzelte Themen und Fragen aus dem Fragenkatalog gehen wir an dieser Stelle vertieft ein, da Herleitungen für diese sinnvoll sind. Fragen ohne Erläuterungen sind unserer Meinung nach selbsterklärend.

Bereich Investments

Seit dem Besitzerwechsel der GFAG wurden zahlreiche langjährige und erfahrene Mitarbeitende in führenden Funktionen entlassen bzw. schieden aus dem Unternehmen aus. Dazu gehören unter anderem der Leiter Admin/Legal, der Leiter Spielbetrieb und Events, der Leiter Verkauf/Marketing, die Finanzchefin und der Teamchef/Medienchef. Ersetzt wurden die erfahrenen und teilweise langjährigen Mitarbeitenden durch Praktikanten, Teilzeitmitarbeitende (vornehmlich Studierende ohne Berufserfahrung), Lernende oder gar nicht. Der durch diese Abgänge bedingte Know-How-Verlust in der Administration und im Bereich «Kommerz» in der GFAG ist dermassen gross, dass daraus resultierende Konsequenzen, zum Beispiel die begangenen administrativen Fehler bei den Transfers der Spieler Acheffay und Bunjaku, entstanden sein dürften. Der Hintergrund dieser Personalpolitik dürfte einzig und allein dem Ziel geschuldet sein, möglichst grosse Kosteneinsparungen vorzunehmen.

Sowohl die Kosteneinsparungen im sportlichen Bereich als auch die diejenigen in der Administration stehen in krassem Widerspruch zu den kommunizierten ambitionierten Zielen der neuen Eigentümerin der GFAG.

  1. Welche Personen vertraten vor der Gründung der Champion Union HK Holdings Limited in den Übernahmeverhandlungen der GFAG die Käuferseite? In wessen Mandat handelten diese Personen?

Über die Gespräche zur potenziellen Übernahme des GFAG mit dem Verhandlungspartner wurde Mitte Oktober 2019 erstmals in der Presse berichtet. Die Gespräche wurden damals nicht offiziell bestätigt. Die HK Holding wurde erst am 17. Februar 2020 gegründet. Somit stellt sich die Frage, ob die Verhandlungen mit Jenny Wang und Sky Sun geführt wurden oder durch unbekannte Mittelsmänner.

  1. Geschäftsstelle

Eine langjährige Forderung der Fans des GCZ ist es, dass der Verein eine stärkere Präsenz in der Stadt Zürich einnehmen muss. Für die langfristigen Ausrichtung des Vereins ist es unabdingbar, dass er wieder eine Geschäftsstelle oder ähnliches in Zürich führt, um in der Heimat endlich wieder wahrgenommen zu werden. Nach diversen Gesprächen zwischen Fans und dem Verein wurde im August 2019 neben der Institutionalisierung des Fanbeirates auch öffentlich kommuniziert, dass der Verein zurück in die Stadt ziehen will.

Quellen:

https://www.gcz.ch/news/news/artikel/die-grasshoppers-empfangen-den-fc-winterthur/

https://www.sektoriv.ch/news/271/forderige-vode-kurve-und-ufhebig-vom-saisoncharte-verzicht.html

Zur Umsetzung dieses Vorhabens war eine separate Arbeitsgruppe vorgesehen, welche für die Suche eines geeigneten Standorts und einer passenden Liegenschaft sowie Ausarbeitung eines nachhaltigen Betriebskonzepts verantwortlich war. Die Bildung, Leitung und Organisation dieser Arbeitsgruppe wurde den Fans übergeben und durch diese geführt, da im Fanumfeld erfahrene Fachkräfte vorhanden sind, die ihr Knowhow professionell, zielführend und ehrenamtlich einbringen können. Diese Arbeitsgruppe bestand denn auch aus Fachkräften aus den Bereichen Bauplanung, Assetmanagement, Immobilienvermarktung, Architektur und Gastronomie. In permanentem Austausch mit der Geschäftsführung der GFAG wurde das Projekt konkretisiert und schlussendlich konnte unter Berücksichtigung aller Vorgaben des Vereins Mitte 2020 ein unterschriftsfertiger Mietvertrag inkl. final offeriertem Bauprojekt übergeben werden. Der Standort dafür war an bester Lage am Limmatquai in Zürich und hätte sowohl kommerzielle wie auch kulturelle und gesellschaftliche Aspekte erfüllt. Seit der überraschenden und kurzfristigen Absage des geplanten Standortes durch die GFAG sind keine weiteren Anzeichen der GFAG erkennbar, welche einen Standort in Zürich beabsichtigen.

  1. Existieren vertragliche Vereinbarungen zwischen der GFAG und der Gestão de Carreiras de Profissionais Desportivos, S.A. oder der Wolverhampton Wanderers F.C. (1986) Limited? Wenn ja, welche? Falls nein, wie ist zu erklären, dass regelmässig Spieler mit Verbindungen zu diesen Unternehmungen zu GC stossen?

Gestão de Carreiras de Profissionais Desportivos, S.A. (kurz GestiFute) ist eine portugiesische Spieleragentur, die 1996 von Jorge Mendes gegründet wurde. GestiFute befindet sich im Besitz der Holdinggesellschaft Start SGPS. Shanghai Foyo, ein Tochterunternehmen Fosuns, hält seit 2015 15-20% der Aktien der Start SGPS. Mehrheitsaktionär sowohl von Fosun als auch von Shanghai Foyo ist Guao Guangchang, der Ehemann der GFAG-Besitzerin Jenny Wang.

Durch das von der FIFA beschlossene TPO-Verbot (Third-Party Ownership, den Besitz von Transferrechten von Spielern durch Drittpersonen) dürfen seit dem 1.Mai 2015 keine Neuverträge mehr abgeschlossen werden, bei denen Transferrechte von Spielern an Investoren abgetreten werden. Transferrechte dürfen nur noch von Fussballklubs gehalten werden. Aus einem internen Fosun-Firmenbericht, der durch die «Football Leaks»-Veröffentlichungen publik wurde, geht hervor, dass das TPO-Verbot das Geschäftsmodell von Fosun/GestiFute bedrohte. Um diese Regelung zu umgehen, strebten Fosun/GestiFute nun an, ein Netzwerk von Fussballklubs aufzubauen, über welche sie die Kontrolle ausüben konnten. Dem angestrebten Netzwerk sollten ferner Fussballakademien in Europa gehören, um frühzeitig die Kontrolle über Spielerkarrieren erlangen zu können.

Der englische Premier-League-Verein Wolverhampton Wanderers F.C. (1986) befindet sich seit 2016 im Besitz von Fosun. Auf Spiegel-Online erschien, im Rahmen der Football-Leaks-Berichterstattung, am 22.11.2018 der Artikel «So wird ein Fussballclub zur Geldmaschine», der sich mit diesem regelwidrigen Interessenkonflikt befasst. Folgend ein Auszug: “(…) Das chinesische Unternehmen Foyo hat sich bei Mendes’ Agentur GestiFute eingekauft. Dann haben die selben chinesischen Manager einen englischen Verein übernommen. Seitdem wechseln bemerkenswert viele Klienten, die GestiFute zugeordnet werden, zu diesem Klub. Mendes kassiert also offenbar Provisionsgelder für Transfers, die seine eigenen Geschäftspartner mit ihm und seinen Vertrauten aushandeln. (…)”

Seit der Übernahme der GFAG durch die Champion Union HK Holdings Limited sind zahlreiche Spieler/Trainer mit Verbindungen zu GestiFute/Jorge Mendes zur 1. Mannschaft des Grasshopper Club gestossen. Es drängt sich die Frage auf, ob diese Transfers aus sportlichen Gesichtspunkten zum Wohle des Grasshopper Club getätigt wurden oder nicht viel eher finanzielle Eigeninteressen des GestiFute/Fosun-Komplexes im Zentrum der GC-Transferpolitik stehen. Ebenfalls liegt der Verdacht nahe, dass die Gründung der Champion Union HK Holdings Limited und die Übernahme der GFAG nur dem Ausbau des GestiFute/Fosun Netzwerks dienen, um das TPO-Verbot der FIFA zu umgehen.

Quelle: Football Leaks - so wird ein Fussballclub zur Geldmaschine | Spiegel

  1. In welchem Zusammenhang steht die GFAG mit dem Verein Giant Brillars Football Club aus Nigeria? Existieren auch da vertragliche Vereinbarungen zwischen den beiden Vereinen und wenn ja, welche?

Die Google-Suche ergibt, dass der Giant Brillars FC in Enugu, der Hauptstadt des gleichnamigen Bundesstaates, beheimatet ist und in der nigerianischen National League spielt, der zweithöchsten Ligastufe des nigerianischen Klubfussballs. Die National League umfasst 46 Teams und ist in vier Gruppen unterteilt. Auf seiner Homepage bezeichnet sich der Klub als Partnerverein des Grasshopper Club. Auf den Bildern der Homepage sind Spieler in blau-weissen Trikots zu sehen, die den GC-Trikots zum Verwechseln ähnlichsehen. Selbst das Logo des Klubs ist unübersehbar an das GC-Logo angelehnt.

Im Sommer 2019 wechselte der nigerianische Spieler Francis Momoh vom Heartlands FC (Nigeria) zum Grasshopper Club. So lautete zumindest die Meldung auf der GC-Homepage und in den Schweizer und Nigerianischen Medien, die über diesen Transfer berichteten. Ein halbes Jahr später wurde und wird jedoch sowohl auf der GC-Homepage als auch auf derjenigen der SFL der Giant Brillars FC als vormaliger Verein von Francis Momoh angegeben.

Die Zeitung «Sonntags Blick» berichtete in ihrer Ausgabe vom 31.5.2020 über die Pläne von Erich Vogel und Heinz Spross, die Macht über die GC-Frauenfussballabteilung zu übernehmen, die Teil der Fussballsektion ist. Als Trainergespann werden in dem Artikel Adrian Iglesias (Chef-Trainer) und Ricardo Cabanas Sen. (Assistent) vorgestellt, die zu diesem Zeitpunkt in denselben Funktionen beim Männerteam des Giant Brillars FC tätig waren. Die Übernahmepläne scheiterten wenig später am Widerstand der GC-Fussballsektion.

Anmerkung: Nach der Zustellung des Fragekatalogs an die GFAG wurde die Website des Giant Brillars FC offline gestellt, sowie zahlreiche Videos auf YouTube gelöscht, die sich thematisch mit dem Verein befassten. Ein Schelm, wer Böses dabei denkt. Dank der Möglichkeit vom Web-Archiv können einzelne Inhalte aber noch nachgeschaut werden: Link Web-Archiv

Quellen:

Zubi Vogel und Spross stehen dahinter - GC gibt seinen Frauen power | Blick

Wie Erich Vogel die GC Frauen vor den Kopf stiess | Tages-Anzeiger

  1. Für welche weiteren Firmen sind die Mitglieder der Geschäftsleitung Jimmy Berisha und Samuel Haas neben der Tätigkeit bei der GFAG tätig oder haben Anteile an diesen? Bestehen nach Ihren Einschätzungen mögliche Interessenskonflikte zwischen den Verantwortungen bei der GFAG und diesen Tätigkeiten?

Jimmy Berisha war bei Five Stars Sport & Entertainment GmbH als Geschäftsführer tätig, nach seinem Amtsantritt in der GFAG übertrug er die Geschäftsführung seiner Frau Stephanie Berisha. Samuel Haas war bei den folgenden Firmen involviert: Xcellence Hockey Management GmbH; RM20 Sportmarketing GmbH; Samuel Haas & Partner AG. Falls Jimmy Berisha und/oder Samuel Haas noch für diese Firmen tätig sind, oder Anteile besitzen, kann dies schnell zu Interessenkonflikten mit den Verantwortungen bei der GFAG führen - erst recht seit Jimmy Berisha das Amt als Sportchef der GFAG übernommen hat.

  1. Wie sehen die Arbeitsprofile von Jimmy Berisha und Samuel Haas aus? Gegen aussen dringt nicht wirklich durch, wie sie sich operativ einbringen und wie die Aufgabenteilung und Verantwortungen aussehen. Auch stellt sich die Frage, wo die Abgrenzung zu den Aufgaben von Sky Sun stattfindet. Es ist auch kein Organigramm der GFAG auffindbar.

Die GFAG kommuniziert nicht transparent für welche Aufgaben Jimmy Berisha und Samuel Haas jeweils zuständig sind. Jimmy Berisha wurde eingestellt als Managing Director, zudem hat er seit dem Abgang von Bernard Schuiteman die Aufgabe als Sportchef übernommen. Laut eigenen Aussagen wird er dieses Amt vorübergehend bis im Sommer 2021 besetzen, somit ist davon auszugehen, dass er das Kader für die Saison 21/22 grösstenteils zusammenstellen wird und erst nach der Kaderplanung ein neuer Sportchef eingestellt wird.

Samuel Haas agiert laut GFAG als Generalsekretär, jedoch wurde nie kommuniziert, für welche Aufgaben er zuständig und wem er direkt unterstellt ist.

Seit dem Abgang von Adrian Fetscherin wurde noch kein Marketing- und Kommunikationsverantwortlicher vorgestellt, es wurde auch nicht informiert, ob diese Position neu besetzt wird.

Ob Sky Sun einzig für strategische Aufgaben zuständig ist, oder er auch auf operativer Ebene agiert, wurde ebenfalls nie offengelegt. Deshalb stellt sich die Frage, ob sich die Aufgaben der operativen Führung sich klar von den Aufgaben von Sky Sun abgrenzen.

  1. Von welcher Anwaltskanzlei wurde, im Auftrag der GFAG, die Untersuchung der Vorwürfe gegen Jimmy Berisha, er habe zwei Spieler der GC U16-Mannschaft zum Beraterwechsel genötigt, durchgeführt? Bestehen oder bestanden Geschäftsbeziehungen zwischen dieser Anwaltskanzlei und Mitgliedern der Geschäftsleitung der GFAG?

Hier verweisen wir gerne auf den untenstehenden Artikel im Tagesanzeiger. Der Verwaltungsrat der GFAG liess die Vorgänge um die Junioren mithilfe zweier Anwaltskanzleien untersuchen. Delikat: Bei der einen Kanzlei handelte es sich um die diejenige von András Gurovits, bei der anderen um BFMS Rechtsanwälte. Ein Partner von BFMS hat eine enge Beziehung zu GC-Generalsekretär Samuel Haas. Die Anwälte von BFMS waren es auch, die auf dem Campus Gespräche mit GC-Mitarbeitern führten und kein Fehlverhalten bei Jimmy Berisha fanden.

Quelle: Krach beim Rekordmeister – Im Extremfall verliert GC seinen Namen | Tages-Anzeiger

15. März 2021, 05:19